Die Tücke der Direktive „das-machen-wir-schon-immer-so“

Alteingesessene Betriebe arbeiten oft nach jahrzehntealten Rezepturen und Verfahrensweisen, um ihre Produkte herzustellen. Entsprechend bleibt die Energieeffizienz häufig auf der Strecke.

Die Firma Alfred Ritter GmbH & Co. KG in Waldenbuch kam einem Energiefresser in der Produktion ihrer Schokoladetafeln eher zufällig auf die Schliche. Die für die Produktion benötigten Schokoladenmischungen werden in großen Behältern über mehrere Tage zwischengelagert. Damit sich die Bestandteile nicht voneinander trennen oder teilweise am Boden ablagern, muss die Schokoladenmasse mit ihren Zutaten regelmäßig gerührt werden - so die traditionelle Annahme. Als eines der Rührwerke defekt war, konnte dieses erst mit deutlichem Verzug nach einigen Tagen repariert werden. Zur Überraschung der zuständigen Mitarbeiter, die den Behälterinhalt prüften, war diese Schokolademischung für die Produktion nach wie vor und ohne Einbußen in der Qualität verwertbar. Daraufhin begannen die Produktionsverantwortlichen die bisherige Vorgehensweise in diesem Prozessschritt generell in Frage zu stellen.

In einem umfangreichen Testprogramm über einen längeren Zeitraum wurde für über 140 Behälter das optimale Rührintervall, das aus der Rührzeit und einer Pause besteht, anhand der Parameter Viskosität und Fließgrenze ermittelt. Ergebnis: nach Abschluss dieser Optimierung können 76 Prozent der elektrischen Energie für das Rühren eingespart werden, ohne dass sich Qualitätseinbußen bemerkbar machen.

Für den gesamten Betrieb werden so pro Jahr etwa 930 Megawattstunden an Stromenergie und daraus resultierend etwa 450 Tonnen Kohlendioxid eingespart.